Alltag mit Diabetes

Der Alltag mit Diabetes Typ1 läuft bei guter Einstellung sehr gut bei mir. Ich fühle mich für gewöhnlich auch nicht eingeschränkt. Aber natürlich gibt es auch bei mir Auf und Abs und auch ich habe bessere und schlechtere Tage. 

Natürlich haben mich besonders zu Anfang meiner Erkrankung vermehrt Selbstzweifel geplagt und ich habe mir immer wieder die Frage gestellt : „Wieso ich?“  Ich denke sowas ist auch ganz normal, wenn man die Diagnose erhält, da eine chronische Erkrankung immer in gewisser Weise ein Einschnitt in dein Leben darstellt. 

Soll ich anderen von meinem Diabetes erzählen?

Gerade am Anfang meiner Erkrankung fiel es mir sehr schwer anderen von meinem Diabetes zu erzählen. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hatte ich mich zunächst schuldig gefühlt. Meine Familie und ich – haben schon immer gerne Süßigkeiten gegessen. War ich also selber schuld, dass ich jetzt Diabetes habe? Werde ich ab jetzt für jedes Stück Schokolade das ich esse, verurteilt?  

Irgendwie hatte ich mich einfach geschämt, dass ich Diabetes habe. Ich wollte weiterhin „normal“ sein und die Erkrankung erst einmal „verstecken“. Zudem wollte ich auch keinen Mitleid von anderen Personen erhalten.  Andererseits habe ich schnell gemerkt, dass ich zumindest meinem näherem Umfeld davon erzählen musste. Denn ansonsten war es schwierig regelmäßig den Wert zu messen, zu spritzen usw. Außerdem musste man sich doch sonst in der einen oder anderen Situation rechtfertigen und kann auch kein Verständnis von Anderen erwarten. Gerade bei den ersten paar „Offenbarungen“ fiel es mir sehr schwer. Ich habe aber schnell gemerkt umso öfter ich das gemacht habe umso einfacher fiel es mir. Ich kann daher aus eigener Erfahrung sagen, dass es viel einfacher ist einen offenen Umgang damit zu haben. Es hat mir sogar persönlich viel geholfen immer und immer wieder darüber zu reden. Heutzutage gehe ich komplett offen mit meiner Erkrankung um. 

Was nervt mich am meisten?

Natürlich gibt es auch Situationen und Tage an denen ich mehr mit dem Diabetes zu kämpfen habe beziehungsweise genervt bin.

Das hört sich jetzt vielleicht nach viel gemecker an oder dass ich Mitleid erzeugen möchte. Darum geht es aber nicht. Denn an sich bin ich positiv gestimmt und bin auch der Meinung, dass ich nahezu ein ganz „normales“ Leben führe. Aber ich möchte anderen Personen, die vielleicht gerade erst die Diagnose erhalten habe zu verstehen geben, dass Sie nicht alleine sind. Ich denke jeder der Diabetes hat wird auch Tiefs haben. Wird auch mal genervt sein – und das darf man auch.

  • So viel Gepäck: Manchmal nervt es mich, dass man immer daran denken muss seine Spritz- und Messsachen dabei zu haben. Nicht nur, dass je nachdem wie lange und wo man unterwegs ist man entsprechend mal mehr oder weniger Sachen mitnehmen muss. Nein, zusätzlich benötig man auch Ersatz-Sachen. Und dies benötigt dann echt viel Platz. Ich kann daher nie ohne Handtasche raus bzw. ist meine Tasche immer voller Diabetes Sachen. Gerade auf Reisen ist dies eine größere Herausforderung. Zusätzlich muss man auch daran denken immer Taubenzucker und ggf. ein süßes Getränk dabei zu haben. 
  • Ersatz-Sachen: Nicht nur ein Ersatz-Insulin oder Kanüle wird benötigt. Nein, je nachdem wie weit man weg ist, benötigt man auch eine komplette alternative Therapie-Möglichkeit. Bedeutet: Ich nutze aktuell eine Insulinpumpe. Sollte diese allerdings ausfallen, muss ich gerade auf Reisen auch noch alles für eine manuelle Therapie dabei haben. Angefangen von anderen Insulin-Ampullen, über Pens und Zubehör. 
  • Viele Arzt-Besuche: Ich weiß die Arzt-Besuche sind unerlässlich und in 90% der Fälle stört mich das auch nicht. Man kann es ja auch als Vorteil sehen, dass ständig das Blut gecheckt wird 😊. Aber gerade, wenn man eh viel privaten oder beruflichen Stress hat, ist es nervig, dass man zusätzlich auch noch zu so vielen Arzt-Terminen muss – nicht nur zum Diabetologen.
  • Geschwächtes Immunsystem: Leider musste ich bei mir feststellen, dass seit meiner Diabetes Diagnose mein Immunsystem schlechter ist. Zum Glück habe ich keine ernsten Probleme bisher gehabt. Aber es ist schon nervig, wenn selbst kleine Erkältungen länger oder schlimmer anhalten. Oder ich einfach auf viele Situationen empfindlicher reagiere.
Andere lesen auch:  Murphys Law auf Weltreise

Aber in Summe bin ich doch ein glücklicher Mensch und sehr froh zu dieser Zeit geboren worden zu sein, in der auch mit der Diagnose „Diabetes Typ1“ ein uneingeschränktes Leben möglich ist. Die Technik entwickelte sich in den letzten Jahren so rasant. Ich bin mir sicher, dass es nur noch einfacher werden wird in der Zukunft.

Arbeiten & Diabetes:

Natürlich habe ich mir im Vorfeld lange überlegt, wie ich mit dem Thema auf der Arbeit umgehe. Aber alleine um in gefährlichen Situationen bei Über-/Unterzuckerungen die bestmögliche Hilfe zu bekommen war mir schnell klar, dass ich mindestens meinem direktem Umfeld davon erzählen sollte. Da ich eh ein sehr aufgeschlossenes und nettes Arbeitsteam habe, fiel mir das dort zum Glück nicht allzu schwer. Die Kollegen haben sogar so viel nachgefragt, dass ich einige Wochen später eine kleine „Schulung“ vorgenommen habe. Dazu gab es eine kleine Erste-Hilfe-Karte, was sie beachten müssen/sollen wenn ich umkippe etc. So fühle nicht nur ich mich besser, sondern auch meine Kollegen haben ein besseres Gefühl.

Ansonsten habe ich mich natürlich auch auf Arbeit einmal mit meinem Diabetes-Bedarf eingedeckt, sodass ich eigentlich bei jeder Situation auch immer sofort Ersatz vor Ort habe und nicht immer alles tagtäglich hin und her schleppen muss. 

Essen & Diabetes:

Gerade bezüglich des Essens gibt es doch die ein oder anderen Vorurteile bzw. werde ich oft mit falschen Vermutungen konfrontiert.

„Darfst du denn das Stück Kuchen überhaupt Essen?“

Das war Anfangs eine der meist gestellten Fragen von meinem Umfeld. Zunächst habe ich echt das Gefühl gehabt, wieso muss ich mich denn jetzt bitte rechtfertigen, ob ich ein Stück Kuchen esse? Aber gut woher sollen die Anderen das auch wissen vielleicht. 

Entwarnung! Ja man kann auch ein Stück Kuchen Essen oder auch etwas Süßes!

Allgemein lässt sich sagen, dass man sich mit Diabetes Typ 1 genauso ernähren sollte, wie jemand ohne Diabetes. Es gelten die gleichen Regeln zur „gesunden / ausgewogenen Ernährung“. Wichtig ist eben nur, dass man entsprechend Insulin spritzt!

Andere lesen auch:  Ich und mein Diabetes

In Großem und ganzem kann ich ein ganz normales Leben führen und auch alles machen wie vorher. Das einzige ist eben, dass man alles genauer planen und sich im mit dem Diabetes auseinandersetzen muss!

Jeder wird Auf- und Abs haben und auch jeder hat mal zu hohe oder zu niedrige Werte. Das Wichtige ist, dass man in Summe seine Werte im Blick hat und entsprechend reagiert. Man sollte Diabetes gerade auf Grund der Folgeerkrankungen nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber man sollte es auch nicht „überbewerten“ und sein Leben davon bestimmen lassen!

Beitrag zurück Beitrag vor

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert